Algorithmische Optimierung in demokratischen Öffentlichkeiten - Interdisziplinäres Design eines Nachrichtenempfehlungssystems
- Veranstaltungstyp: Seminar
- Einrichtung: Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
- Förderzeitraum: 01.04.2022 bis 31.03.2023
- Kurztitel: Interdisziplinäres NES
Auszug aus dem Förder-Antrag: "Politische Aushandlungsprozesse finden in demokratischen Öffentlichkeiten unter anderem über journalistische Strukturen statt. Redaktionelle Normen spielen für die Distribution von Nachrichten eine wichtige Rolle, wenngleich sie durch die Digitalisierungsprozesse vermehrt automatisiert stattfindet."
Ausrichtung des Seminars
Das Seminar richtete sich an Studierende der Kommunikationswissenschaft und der Informatik. Dabei ergänzten sich die kommunikationswissenschaftlichen und technischen Perspektiven der Studierenden. Neben den unterschiedlichen Perspektiven auf den Umgang mit Daten bringen die beiden Fachdisziplinen auch unterschiedliche Lernsozialisationen mit. Informatikstudierende lernen zumeist lösungs- und ergebnisorientiert, während Studierende der Sozialwissenschaften eher an komplexen Kontexten und Strukturen ansetzen und aus diesen Konsequenzen für Individuen und Gesellschaft herleiten. Diese unterschiedlichen Lernsozialisationen stellen eine Herausforderung für interdisziplinäres Lernen dar, zeigen aber auch die Notwendigkeit interdisziplinärer Projekte auf. Durch den Austausch konnten Datenpraktiken des eigenen Faches kritisch reflektiert werden. Inhaltlich wurden kommunikationswissenschaftliche Erklärungen für Mediennutzung und -wirkung behandelt, aber auch anwendungsspezifische, technische Herausforderungen betrachtet.
Die Sitzungen des Seminars wurden in vier Themenblöcke unterteilt: Datenbasis Artikel, Datenbasis Userverhalten, Empfehlungslogiken sowie Distribution und Darstellung. Jeder dieser Themenblöcke bestand aus je einer Sitzung zu den spezifischen Perspektiven der Informatik und Kommunikationswissenschaft. In jeweils einer dritten Sitzung wurden diese Perspektiven zusammengeführt und auf die Praxis übertragen.
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Rückblick und Ergebnisse
Studierende im Lehrprojekt verstehen nun die Funktionen eines Nachrichtenempfehlungssystems. Auch nicht‐technische Studierende konnten Kenntnisse im Umgang mit unstrukturierten Textdaten und Verhaltensdaten auf Nachrichtenwebseiten erlangen. Studierende verstehen ebenfalls die Rolle von Nachrichtenempfehlungssystemen in demokratischen Gesellschaften. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen erfolgte größtenteils über theoretische und empirische Texte aus der Kommunikationswissenschaft, aber auch kritische Beiträge aus anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen trugen dazu bei. Durch kontinuierlichen Austausch untereinander und mit den Lehrenden sind die Studierenden nun in der Lage, unterschiedliche Forschungsperspektiven auf das Thema zu vereinen. Darüber hinaus entwickelten die Studierenden mithilfe von Wireframes in Kleingruppen Prototypen für ein Nachrichtenempfehlungssystem. Hier konnten sie ihr Wissen in Praxis umsetzen, und dabei auch eine Form von Konzeptionierung kennenlernen, die vor allem in der Kommunikationswissenschaft selten vermittelt wird. Gerade im Kontext der wachsenden technischen Anforderungen an Berufe im Journalismus sind dies Fähigkeiten, mit denen sich die Studierenden während und nach dem Studienabschluss hervorheben können. Durch den interdisziplinären Austausch über das Semester hinweg, haben die Studierenden auch ein besseres Verständnis für Epistemologien und Vokabular ihrer eigenen und anderer Fächer erlangt.
Projektbasiertes Lernen, in dem Studierende ein Problem aus der realen Welt lösen sollen, zum Beispiel die Entwicklung eines Nachrichtenempfehlungssystems, konnte den Studierenden helfen, kritisches Denken und Fähigkeiten zur Problemlösung zu entwickeln und praktische Erfahrungen in diesen Bereich zu sammeln. Dieses Format soll für zukünftige Kurse verwendet werden, um Studierenden die Breite von Problemlösungen zu diesen Projekten aufzuzeigen.
Tipps von Lehrenden für Lehrende
Aktivitäten wie Diskussionen, Gruppenarbeit, Expert*innen‐Interviews und Warm‐Ups haben sich bewährt. Hybrider Unterricht als Format ist hilfreich, um Studierenden das Lernen in unterschiedlichen Lebensrealitätten zu ermöglichen. Außerdem wird der Einsatz von Co‐Teaching empfohlen, damit Lehrkräfte selbst direkt von der Praxis anderer protieren können. Innerhalb der Lehrveranstaltungen bieten sich sowohl digitale als auch analoge Werkzeuge (Quizzes, Flipcharts, Tafelbilder, Diskussionsdokumente, ...) an, um Gruppenarbeiten und Dikussionen strukturiert zu begleiten.
Beteiligte Personen
Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Antragstellende: Laura Laugwitz, Nadja Schaetz
Förderlinie: Fachspezifische Data Literacy
Förderzeitraum: 01.04.2022 - 31.03.2023
Lehrveranstaltung: WiSe 2022/23: Seminar "Algorithmische Optimierung in demokratischen Öffentlichkeiten - interdisziplinäres Design eines Nachrichtenempfehlungssystems" (Link zum Stine Vorlesungsverzeichnis)