Computergestützte Analyse der kulturellen Einflüsse malaiischer Musik im 20. Jahrhundert

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Unser Projekt verfolgt das Ziel, Prozesse des kulturellen Austausches am Beispiel von populärer Musik aus Malaysia und Indonesien besser zu verstehen. Warum fokussieren wir uns auf Musik aus genau dieser Region? Indonesien und Malaysia gehören zu einem geografischen Raum, der häufig aufgrund der kulturellen Ähnlichkeiten zusammenfassend als malaiische Welt bezeichnet wird. Gleichzeitig zeichnet sich dieser Raum durch ein hohes Maß an kultureller Diversität aus, welche sich besonders in der regionalen Musik widerspiegelt. Diese hat sich durch jahrhundertelange Vermischung aus regionalen Traditionen und überregionalen Einflüssen heraus entwickelt.
Unser Ziel ist es, diese komplexen Zusammensetzungen aus verschiedenen Einflüssen, welche die malaiische Musik ausmachen, mit dem Einsatz von computergestützten Methoden nachzuvollziehen. Wir stützen uns dabei auf frühere Forschungen, welche indische, arabische, chinesische und westliche Musik als maßgebende Einflüsse der malaiischen Musik identifiziert haben. Auf dieser Basis wollen wir überprüfen, inwiefern sich diese verschiedenen kulturellen Einflüsse durch moderne Methoden der musikalischen Signalverarbeitung nachvollziehen lassen. Wir fokussieren uns dabei auf populäre Musik des 20. Jahrhunderts, da diese besonders repräsentativ für die Verflechtung verschiedener kultureller Einflüsse in der Region ist. Zusammenfassend wollen wir untersuchen, inwiefern die malaiische Musik hinsichtlich unterschiedlicher musikalischer Parameter Ähnlichkeiten mit den angenommenen Einflüssen hat.
Die Durchführung unseres Projektes umfasst mehrere Schritte. Der Ausgangspunkt ist das Sammeln sowie die Archivierung und Digitalisierung von musikalischen Tonträgern hauptsächlich in Form von Vinyl-Schallplatten, Kompaktkassetten und CDs. Die daraus hervorgehenden Audiodateien analysieren wir mit Computational Music and Sound Archiving (CoMSAr), einem System der digitalen Signalverarbeitung, welches am Institut für systematische Musikwissenschaft der Universität Hamburg entwickelt wurde. CoMSAr verwendet verschiedene Algorithmen, um Audiodateien hinsichtlich unterschiedlicher musikalischer Parameter wie Lautheit, Klangfarbe oder der musikalischen Stimmung nach Ähnlichkeit zu sortieren. Die Analyseergebnisse werden in Form von selbstorganisierenden Karten (auch Kohonenkarten genannt) visualisiert, die hochdimensionalen Daten in einer topografischen Karte darstellen. Durch diese Form der Datenvisualisierung lassen sich Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Musik feststellen, die das menschliche Gehör allein nicht notwendigerweise identifizieren kann.
Dabei werden verschiedene Disziplinen und Forschungsfelder, welche bisher in unterschiedlichem Ausmaß von computergestützten Methoden bestimmt wurden, zusammengeführt. Wir zielen darauf ab, das Forschungsfeld der Südostasienwissenschaft durch neue computergestützte Ansätze der systematischen Musikwissenschaften zu erweitern. Unserer Meinung nach bieten gerade geisteswissenschaftliche Fragestellungen vielversprechende interdisziplinäre Anwendungsfälle für computergestützte Methoden. Insbesondere für die Erforschung von kulturellen Transformationsprozessen anhand von Musik können diese Ansätze neue Erkenntnisse liefern.
Studierendenprojekt: Computergestützte Analyse der kulturellen Einflüsse malaiischer Musik im 20. Jahrhundert
Förderzeitraum: 01.04.2023 – 31.03.2024 (12 Monate)
Studierende: Gerrit Wendt , Leon Woltermann
Mentorin: Dr. Elsa Clavé