Informationen managen
Hier berichten Studierende, wie sie mit Herausforderungen bei der Themenfindung und -eingrenzung, der Recherche und der Bewältigung großer Informationsmengen beim wissenschaftlichen Arbeiten umgegangen sind.
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LISA (23): "Quellen zu finden, die relevant sind und auf dem neuesten Stand..."
Lisa berichtet von ihrer größten Herausforderung während des Schreibens ihrer sozialwissenschaftlichen Bachelorarbeit.
"Ich fand es zu Beginn schwierig, Quellen zu finden, die gleichzeitig relevant sind, verlässliche Informationen liefern und auf dem neuesten Stand der Forschung sind. In meinem Fach recherchieren wir in Datenbanken, in die man sich erst einarbeiten muss. Das haben wir gelernt und trotzdem finde ich, ist es aufgrund der großen Menge an manchmal widersprüchlichen Informationen oft schwierig. Ich war verunsichert, weil ich nicht sicher beurteilen konnte, ob Quellen vielleicht zu veraltet sind oder ob die Autoren in irgendeiner Weise voreingenommen sind. Aufgrund meiner Verunsicherung habe ich mich in meiner BA anfangs stark an unseren Lehrtexten und den darin zitierten Quellen orientiert. Ich war dann sehr entmutigt, als meine Betreuung das kritisiert hat. Weil ich meine knappe Zeit damit verschwendet hatte und mir dumm vorkam."
Lisas Strategie:
"Meine Verunsicherung zuzugeben, war meine Lösung. Meine Betreuung hat mir nämlich dann erläutert, wie ich am besten vorgehe, und hat mir seriöse Journals und passendere Keywords gezeigt, die ich als Startpunkt nutzen konnte. Leider, oder zum Glück, ist dann auch noch aufgefallen, dass ich schon leicht von meinem ursprünglichen Thema abgekommen war. Daher würde ich anderen Studierenden empfehlen, sich zunächst auf das Verständnis des Themas zu konzentrieren, aufzuschreiben, wie die wichtigsten Keywords definiert sind und welche das sind, um dann noch einmal Rücksprache zu halten, ob man alles richtig verstanden hat. Ich würde auch dafür plädieren, die recherchierten Fakten oder Theorien über mehrere und ältere Quellen hinweg zu vergleichen wie in einer Zeitreihe. Es ist viel Arbeit, aber sie hat mir geholfen, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die jetzt topaktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse („der Forschungsstand“) auf unterschiedlichen Wegen zustande kamen."
Es ist normal, dass man nicht sofort den ganzen Diskurs zu einem Thema durchblickt. Man kann es sich aber erarbeiten und sich Starthilfe von der Betreuung holen.
Strategie-Schlagworte:
- Offen mit Herausforderungen umgehen
- Unterstützung und Rat von Erfahreneren suchen
- Lerngewinne und Nutzen erkennen
Im Schreibzentrum findest du viele hilfreiche Angebote und Austauschmöglichkeiten zum wissenschaftlichen Schreiben, wie Workshops, Schreibberatung, Weekly Write-ins und die Woche der aufgeschobenen Hausarbeiten.
MARCO (26): "immer mehr Fragen statt mehr Durchblick..."
Marco (26) hat seine Masterarbeit im Fach Sozialmanagement geschrieben und zuvor eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger absolviert.
"In meiner Masterarbeit habe ich mir mein Thema selbst ausgesucht. Ich war anfangs überzeugt, dass ich unbedingt dazu was ganz Großes machen will. Ich habe mich in den ersten drei Wochen der Themenfindung sehr darein vertieft und Unmengen kreuz und quer gelesen. Ich habe mich von immer neuen Fragen impulsiv leiten lassen und es wurden immer mehr Fragen statt mehr Durchblick. Irgendwann habe ich kapiert, dass ich so eigentlich für immer weitermachen könnte und nie fertig werden würde."
Marcos Strategie:
"Ich habe als Erstes noch einmal den Mut zusammen genommen und meine Betreuerin um Hilfe gebeten, mein Thema besser einzugrenzen. Ich fand es sehr erleichternd, dass sie dieses Problem gut kannte und es ganz legitim fand, mir dabei etwas unter die Arme zu greifen. Es war komisch, mich von Fragen zu trennen, die ich auch sehr wichtig fand. Aber danach war es erleichternd, sich den verbleibenden zwei Fragen zu widmen und dafür richtig. Hilfreich fand ich noch den Satz, dass ich die anderen Fragen ja nicht verliere, sondern später immer noch bearbeiten könnte. Und vielleicht mache ich das ja auch noch eines Tages, mal sehen.“
Irgendwann muss man aufhören mit dem Stellen neuer Fragen. Das Universum ist unendlich, die Zeit für dein Forschungsprojekt nicht!
Strategie-Schlagworte:
- Unterstützung und Rat von Erfahreneren suchen
- Offen mit Herausforderungen umgehen
LIVIA (32): "der Versuch, jegliches Wissen zum Thema zu berücksichtigen..."
Livia recherchiert gerade für das Exposé ihrer Dissertation
"Ich finde es total schwierig auszuhalten, dass man dauerhaft das Gefühl hat, es gibt noch so viel mehr, was man lesen müsste, was man wissen müsste. Und man wird eigentlich nie die Zeit haben, das alles zu lesen und alles zu wissen. Man findet immer mehr. Und trotzdem muss man irgendwann zu einem Schluss kommen. Bei der Bachelorarbeit und teilweise auch bei meiner Masterarbeit, hat mich der Gedanke, dass ich nicht alles, was noch eventuell mit meinem Thema in Verbindung steht, mitberücksichtigen kann, ganz unruhig gemacht und ich musste deshalb einmal sogar Verlängerung beantragen. Was aber auch nichts gebracht hat. Ich hatte nur noch mehr Literatur und Theorien gefunden, die nicht mehr reinpassten."
Wie bist du damit umgegangen?
"Ich habe nach und nach mitbekommen, dass es vielen Leuten so geht. Und das ist kein Wunder: Man muss sich mal bewusstmachen, was für eine Welle neuer Forschung jeden Tag in jedem Fach dazukommt auf der ganzen Welt. Niemand kann das in einem Leben alles lesen oder sogar verstehen. Für die Doktorarbeit wollte ich das von Anfang an besser machen. Ich habe mir sehr viel Zeit genommen, das Problem und die Fragen, die ich beantworten möchte, genau abzugrenzen. Es kommt nicht alles rein, was mit dem Thema zu tun hat, sondern nur das, was man braucht, um meine Entscheidungen beim Forschen nachzuvollziehen. Und bei Recherchen gehe ich jetzt gezielter und geplant vor. Ich recherchiere nur noch, wenn ich weiß, welche Frage ich mir jetzt damit beantworten will. Und diese gerade aktuelle Frage schreibe ich mir auf einen Zettel am Bildschirm, so komme ich nicht mehr so leicht vom Weg ab."
bei Recherchen gehe ich jetzt gezielter und geplant vor. Ich recherchiere nur noch, wenn ich weiß, welche Frage ich mir jetzt damit beantworten will.
Strategie-Schlagworte:
- Herausforderungen normalisieren
- Aus Fehlern lernen und Strategien modifizieren
Hinweis
Im Schreibzentrum findest du viele hilfreiche Angebote und Austauschmöglichkeiten zum wissenschaftlichen Schreiben, wie Workshops, Schreibberatung, Weekly Write-ins und die Woche der aufgeschobenen Hausarbeiten
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