De-risking als Fortsetzung der Dependenz? Eine polit-ökonomische Analyse des deutschen Kolonialismus und des Hyphen-Hydrogen-Projekts in Namibia
Im Kontext des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und dem damit einhergehenden Abbruch der Energielieferungen aus Russland hat die Abkehr von fossilen Energieträgern und der Aufbau neuer Energiepartnerschaften erheblich an Dynamik gewonnen. Neben dem Ausbau der inländischen Kapazitäten zeichnet sich bereits deutlich ab, dass auch in Zukunft der Import von Energie eine maßgebliche Rolle für die deutsche Volkswirtschaft spielen wird.
Die aktuelle Bundesregierung fokussiert sich in der beschlossenen Nationalen Wasserstoffstrategie dabei vor allem auf Länder des Globalen Südens, insbesondere Namibia, welches aus Grund seiner geringen Bevölkerungszahl, großer Fläche und Lage am Meer das Potential einer günstigen Bereitstellung der benötigten Energieträger, insbesondere Wasserstoff, verspricht. Um diese Hoffnungen zu realisieren, braucht es jedoch zuerst massive Investitionen in den Aufbau von Produktionskapazitäten.
In unserem Forschungsprojekt untersuchen wir daher die Politische Ökonomie die Finanzierung einer neuen Energieinfrastruktur in Namibia. Ein vorherrschender Modus scheint dabei die Absicherung und Anregung privater Investitionen durch öffentliche Garantien zu sein, die unter dem Konzept des „De-Risking“ summiert wird. Eine theoretische Einbettung in die internationale politische Theorie der Dependenztheorie und ihrer aktuellen Entwicklungen soll den Blick für Kontinuitäten und Brüche der kolonial geprägten Beziehung zwischen Namibia und Deutschland weiten. In methodischer Annäherung an das Thema führen wir leitfadengestütze Expert:inneninterviews mit Politiker:innen, Aktivist:innen und Wissenschaftler:innen durch.
Mit der Forschungsarbeit verfolgen wir das Ziel, ein vertieftes Verständnis von der Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Namibia zu erlangen. Wir wollen verstehen, welche Kontinuitäten und Brüche in der Partnerschaft durch die Wasserstoffproduktion in Namibia entstehen und welche Potentiale und Risiken sich daraus für Namibia und seine Position im Weltsystem ergeben.
Studentische Forschungsgruppe
- Fabio Banet
- Flinn Aguirre
- Armin Höpfner
Mentorin
- Prof. Dr. Ulrich Fritsche