Arbeits(un)sinn an der Universität Hamburg
In diesem studentisch organsierten Projektsemester wollen wir eigene Forschung zu den Arbeitsbedingungen an der Universität Hamburg durchführen.
Im Fokus aktueller Diskussionen über die Arbeitswelt stehen meist schlechte Bezahlung, Flexibilisierung der Arbeit, die Verdichtung von Arbeit mit einhergehendem Stress und die Erosion des Normalarbeitsverhältnisses (Prekarisierung). Vermehrt wehren sich auch an den Universitäten die Beschäftigten gegen diese Entwicklungen z.B. mit der Forderung nach studentischen Tarifverträgen (#tvstud) und nach besserer und unbefristeter Arbeit des akademischen Personals (#ichbinhannah).
Ein weiterer, zuvor vernachlässigter Aspekt, hat dabei in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen: Die grundlegende Frage nach der Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit. Anzeichen dafür finden sich in der Diskussion um „Bullshit-Jobs" (angestoßen durch das gleichnamige Buch von David Graeber, 2018). Graebers Beobachtung, dass immer mehr Menschen ihre eigene Arbeit als sinnlos empfinden, zeigt sich in Teilen auch in der universitären Arbeit: Forscher*innen verbringen immer mehr Zeit mit dem Schreiben von Drittmittelanträge zur Finanzierung ihrer Forschung, statt selbst zu forschen und Studiengangsplaner*innen beklagen die bürokratische Art der Studiumsorganisation seit der Bologna-Reform.
Wir fragen uns in diesem Forschungsseminar, wie Beschäftigte an der Universität (Hamburg) den Sinn ihrer eigenen Arbeit wahrnehmen und welche Auswirkungen die Arbeitsverhältnisse an Hochschulen darauf haben. Beantworten wollen wir diese Frage, indem wir selbst dazu forschen. Dafür haben wir uns bereits im Sommersemester 2022 in einem Seminar mögliche Fragen und theoretische Grundlagen erarbeitet. In diesem Forschungsseminar wollen wir z.B. durch Interviews die Situation der verschiedenen Beschäftigtengruppen (studentische Beschäftigte, Verwaltungspersonal, Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen) an der Uni Hamburg beleuchten und mit ihnen ins Gespräch über ihre Arbeitsbedingungen und über den Sinn ihrer Arbeit kommen. Dafür kann sowohl auf den theoretischen Fundus aus dem Sommersemester aufgebaut werden, als auch auf bereits ausgearbeitete Fragestellungen und Forschungsansätze. Genauso ist es aber auch möglich eigene neue Ideen umzusetzen.
Falls ihr Fragen zu dem Projekt habt, wendet euch gerne an uns: arbeitsunsinn@riseup.net
Studentische Forschungsgruppe
Marius Schulze, Bernd Piening, Felix Steins, Lorenz Meyer-Burgdorff
Mentorin
PD Dr. Daniela Schiek