Räumliche Ausgrenzung von (ethnisierten) Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch die 'Schutzpolizei Hamburg'
PARP Feldforschungsmodul 9148
Englischer Titel: Spatial Exclusion of (Racialised) Young Adults via Policing Practices in Hamburg, Germany
Sozio-materielle Ungleichheiten und der Zugang zu und die gemeinschaftliche Nutzung von öffentlichen Räumen sind prominente Konfliktmotive der Gegenwart, insbesondere seit der COVID-19 Pandemie. Der Polizei kommt dabei als Konfliktakteur eine zentrale Rolle bei der Raumgestaltung von Interaktionsordnungen zu. Eigentlich soll sie hier durch ein lokal und demokratisch erworbenes Mandat agieren. Security Sector Governance (SSG) in Deutschland steht allerdings im starken Kontrast zu dieser Vision. Polizeialltag ist hierzulande geprägt durch schwache Legitimationsbezüge, autoritaristisches Gebaren, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Intransparenz und Partikularismus. Polizeiübergriffe sind ein Resultat dieser Strukturen, musterhaft auf (ethnisierte) Jugendliche und junge Erwachsene, die auf einen öffentlichen Raum für soziale Partizipation und eine selbstgewählte Lebensführung angewiesen sind. Solche Angriffe auf Grundrechte haben durchweg negative Auswirkungen auf Gesellschaft und sozialen Frieden. Wenn Staatsorgane mit(tels) Hoheitsanspruch und Zwangsmitteln den Rechtsschutz und die Sicherheit von Menschen übergehen und für diese Gefahrenquellen darstellen, dann produziert dies sozio-politische Fragmentierungen, Entflechtungen und horizontale Spaltungen und zerrüttet demokratisch-diskursive Integration und intra-gesellschaftliches Vertrauen, vornehmlich in marginalisierten Lokalitäten und bei subalternen Gemeinschaften.
Polizeipraxen sind also ein Politikum und sollten folglich umfangreich wissenschaftlich untersucht und debattiert werden. Berichte über systematisches Polizeifehlverhalten und thematische Forschungsvorhaben werden dennoch von vielen Verantwortlichen abgeblockt. Das interdisziplinäre bzw. undisziplinierte PARP (Participatory/Policing Action Research: Police) Framework untersucht darum eigenständig seit 2020 drei miteinander verbundene Komplexe:
- Was sind die kontingenten sozio-politischen Funktionen der Polizei in Deutschland?
- Wem nutzen normative Polizeipraxen – welche und/oder wessen Werte, Moral und Herrschaftsansprüche sind darin kodiert?
- Wie wird politisch entschieden warum, wann und wie poliziert wird – welche und/oder wessen Ein- und Vorstellungen sowie Diskriminierungschablonen sind aktiv?
Im Rahmen dieser Oberthemen beleuchtet das PARP Feldforschungsmodul 9148 die konkrete Fragestellung:
- Wie erfahren junge Erwachsene eine räumliche Ausgrenzung durch die Polizei Hamburg?
- Wie verstehen junge Erwachsene ihre Polizeierfahrungen in Bezug auf sozio-politische Zusammenhänge, Kontexte und Zustände in Deutschland?
- Wie reagieren junge Erwachsene auf eine räumliche Verdrängung durch die Polizei Hamburg?
Hierfür werden (ethnisierte) Jugendliche und junge Erwachsene in Hamburg-Wilhelmsburg in eine Wissensproduktion eingebunden, um deren Perspektiven nachzuzeichnen. Für ausführliche Hintergründe und Kontaktmöglichkeiten siehe die Projekt-Website: https://parp-frame.org/9148
Studentische Forschungsgruppe
- Hauke Brückner
- Laleh Rezaei
- Jessica Wulf
Mentor
- Prof. Dr. Nina Perkowski
- Dr. habil. Nils Zurawski