Die Formierung der Musikwissenschaft im 19. Jahrhundert
In Hamburg-Bergedorf liegt ein bis Anfang diesen Jahres ungehobener Schatz für die Musikwissenschaft: der etwa 900 Briefe umfassende Teilnachlass des 1826 geborenen Friedrich Chrysander. Sein Name ist mit bedeutenden Publikationen wie den Denkmälern der Tonkunst, der Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft und insbesondere mit der ersten Gesamtausgabe der Werke Georg Friedrich Händels verbunden.
Bild: Briefe und Korrespondenzkarten aus Friedrich Chrysanders Nachlass
Die Beschäftigung mit dem Leben und den Veröffentlichungen dieses „Musikwissenschaftlers erster Stunde“ ermöglicht einen Perspektivwechsel auf die Geschichte des Faches Musikwissenschaft, das zu Lebzeiten Chrysanders noch um akademische Anerkennung kämpfte. Doch neben den wissenschaftlichen Debatten ist Friedrich Chrysander auch aus dem musikalischen Leben des 19. Jahrhunderts nicht wegzudenken. Zu seinem Teilnachlass gehören Korrespondenzen mit Dirigenten, Komponisten und Sänger:innen, die faszinierende Einblicke in den künstlerischen Alltag ermöglichen – von der Probenarbeit bis zur Aufführung war Chrysander stets involviert.
Den Schatz heben
Johannes Schröder und Johanna-Katharina Backhaus vom Institut für Historische Musikwissenschaft widmen sich diesen in Familienbesitz befindlichen Dokumenten. Um den Schatz zu heben, mussten zunächst konservatorische Maßnahmen wie die Digitalisierung und sachgemäße Lagerung der Schriftstücke erfolgen. Im zweiten Arbeitsschritt ging es an die Transkription und inhaltliche Erschließung des handgeschriebenen Materials sowie an die Nachverfolgung der Antwortschreiben von Friedrich Chrysander, um eine inhaltliche Einordnung zu erleichtern.
studentischer Austausch
In der nun laufenden dritten Projektphase organisieren Johanna-Katharina Backhaus und Johannes Schröder einen studentischen Workshop am Institut für Historische Musikwissenschaft, bei dem im April die eigenen Ergebnisse wie auch die Forschungsarbeit von anderen Masterstudierenden präsentiert werden. Den Hamburger Teilnehmenden stehen die Keynote-Speaker Prof. Dr. Hans-Joachim Hinrichsen (Zürich) und Junior-Prof. Dr. Matthew Gardner (Tübingen) sowie zwei externe studentische Referierende zur Seite, um einen fruchtbaren Austausch und eine angeregte Diskussion der Beiträge zu gewährleisten.
Studentische Forschungsgruppe
- Johanna-Katharina Backhaus
- Johannes Schröder
Mentorin
- Prof. Dr. Ivanna Rentsch