Über den Zusammenhang zwischen Mobilitätszugang und sozialökonomischer Stadtteilstruktur
UHH / Ohme
Ein erheblicher Anteil der Hamburger Bevölkerung lebt in Stadtteilen, die nicht ausreichend in das HVV-Netz integriert sind [1]. Weiter zeigen Untersuchungen der Technischen Universität Hamburg, dass das Pro-Kopf-Angebot von Bussen und Schnellbahnen in einkommensschwachen Gebieten im Vergleich zu Stadtteilen mit höherer Kaufkraft deutlich geringer ist [2]. Die kürzlich eingeführte finanzielle Unterstützung für die Nutzung des Angebots der Deutschen Bahn und des Hamburger Verkehrsverbund (HVV) entlastete einkommensschwache Haushalte [3]. Allerdings lösen auch diese finanziellen Stützen nicht das Problem von fehlender Anbindung von einkommensschwachen (Rand-)gebieten an das Mobilitätsnetz.
Dabei ist der Zugang zu dem ÖPNV von essenzieller Bedeutung für die soziale Teilhabe, die sich durch das Pflegen sozialer Kontakte, persönliche Entfaltung oder das Mitwirken am kulturellen und politischen Leben äußern kann [3]. Einschränkungen in der Mobilität, wie lange Wartezeiten, häufiges Umsteigen oder eine schlechte Anbindung können deshalb zu sozialer Isolation führen. Um die soziale Teilhabe insbesondere für marginalisierte Gruppen zu fördern, ist ein gut funktionierendes Verkehrsnetz in der Stadt unabdingbar.
Unser Projekt zielt darauf ab, datengetrieben zu analysieren, wie sich das Angebot des HVV zwischen den verschiedenen Hamburger Stadtteilen unterscheidet. Wir planen deshalb, die einzelnen Haltestellen in dem Hamburger Nahverkehr zu bewerten. So werden wir anhand der HVV-Fahrplandaten die Einzugsgebiete der jeweiligen Haltestellen algorithmisch bestimmen und visuell darstellen. Dabei beziehen wir mit ein, dass ein guter Mobilitätszugang nicht nur eine nahe gelegene Haltestelle, sondern auch eine hohe Fahrtfrequenz und angemessene Auslastung beinhaltet.
Des Weiteren werden die Fahrtzeiten zu den Orten sozialer Teilhabe berechnet, um eine Vergleichbarkeit der verschiedenen Haltestellen zu ermöglichen. Die Ergebnisse sollen in Form einer Karte von Hamburg dargestellt werden und als Ausgangspunkt für realistische Optimierungen mit Machine Learning Algorithmen dienen. Die Forschungsergebnisse können von unserem Kooperationspartner HVV genutzt werden, um einen Überblick über schlecht angebundene Stadtteile in Hamburg zu erhalten. Darüber hinaus wird die Karte der Öffentlichkeit bereitgestellt, damit sich jeder Bürger und jede Bürgerin über die Anbindung des Stadtteils informieren kann.
Referenzen
[1] Agora Verkehrswende (2023) „Große Unterschiede auf kleinstem Raum,“ Verfügbar unter: https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/oev-atlas-deutschland/grosse-unterschiede-auf-kleinstem-raum/ (Letzter Zugriff am: 21.06.2023).
[2] Daubitz, S. and Aberle C. (2020) „Mobilität und Soziale Exklusion in Hamburg,“ Forschungsbericht, TU Berlin. DOI: 10.15480/882.3019.
[3] Hille, C. and Gather, M. (2022) “Mit dem 9-Euro-Ticket zu mehr sozialer Teilhabe? Ergebnisse einer Befragung von einkommensschwachen Haushalten zur Wirkung des 9-Euro-Tickets auf das Mobilitätsverhalten und ausgewählte Dimensionen der sozialen Teilhabe,” Berichte des Instituts Verkehr und Raum (29).
Studierendenprojekt: Über den Zusammenhang zwischen Mobilitätszugang und sozialökonomischer Stadtteilstruktur
Förderzeitraum: 01.10.2023 – 31.03.2024 (6 Monate)
Studierende: Aranka Bálint, Ellis Steinbiß, Fabian Hellmold
Mentor: Daniel Gotthardt